Bericht aus der Schwäbischen Post vom 06.02.2017

KSV Aalen ist jetzt Verbandsligist
Ringen In der kommenden Saison soll die Erste Mannschaft des ehemaligen Erstligisten in der Verbandsliga Württemberg starten. Der Verein braucht eine neue Führung – und neue Ringer.

Herbrechtingen statt Weingarten. Nattheim statt Köllerbach. Der KSV Aalen hat sich vom Württembergischen Ringerverband für die kommende Saison in die Verbandsliga einstufen lassen. Die endgültige Entscheidung fiel beim Ligentag des Württembergischen Ringerverbands am Samstag in Ehningen. Damit sind 46 Jahre ununterbrochener Bundesliga-Zugehörigkeit des KSV offiziell zu Ende. Der KSV war auf Landesebene zurückgestuft worden, nachdem der Verein wegen großer Differenzen mit dem Verband nicht für die vom Deutschen Ringerbund völlig neu organisierte Bundesliga gemeldet hatte (SP vom 21. Dezember).
Und wie geht’s in der Verbandsliga weiter? Die Frage muss nun Martina Göhringer beantworten. Die Sportliche Leiterin will in den nächsten Wochen und Monaten den Umbau vom Bundesligisten zum Verbandsligisten schaffen.
Wer für den KSV in der neuen Liga ringen soll, wie stark die Mannschaft wird, dazu sagt Göhringer derzeit nichts Konkretes. Weil aus ihrer Sicht eine andere Baustelle vorher bearbeitet werden muss: Der KSV braucht eine neue Vereinsführung, die solche Fragen entscheidet. Göhringer möchte auf ihrem Posten weitermachen, doch sie steht ziemlich alleine da. Präsident Helmut Klingl hat seinen Rückzug angekündigt. Einen Vizepräsidenten gibt es seit vier Jahren nicht mehr beim KSV – mangels Bewerber. Göhringer hat sich auf viele Gespräche eingestellt in den kommenden Wochen: mit Kandidaten, die sich engagieren wollen, mit Sponsoren, mit Trainern und Ringern und it der Stadt, weil die Ulrich-Pfeifle-Halle für Verbandsliga-Kämpfe wohl eine Nummer zu groß ist.
Für den Verein in der derzeitigen Situation passe die Liga, findet die Sportliche Leiterin: „Die Verbandsliga ist das Richtige, um die Aufbauarbeit zu starten.“ Eine dafür passende Mannschaft hat der KSV derzeit noch nicht. Die Ringer aus dem bisherigen Bundesligateam sind im Grunde zu stark für die neue Liga. Auch Benjamin Sezgin, der Aalener Lokalmatador. „Er wird sicher als Einzelstarter weiter für den KSV ringen“, sagt Göhringer, „aber im Mannschaftsringen ist ein höheres Niveau als Verbandsliga sicher das Richtige.“ Was von oben gilt, trifft auch umgekehrt von unten zu: Die Zweite Mannschaft des KSV war in der abgelaufenen Saison in der Bezirksklasse am Start – drei Ligen unterhalb der Verbandsliga. Die komplette Mannschaft hochzuziehen, das wird nicht möglich sein. Göhringer hofft, dass es mit ein paar Ringern gelingt.
Die Verbandsliga ist das Richtige, um die Aufbauarbeit zu starten.
Martina Göhringer, Sportliche Leiterin KSV Aalen
Also muss der KSV neue Leute verpflichten. Allerdings haben bei den anderen Vereine in Württemberg schon viele Ringer ihre Verträge verlängert. Zum Beispiel beim Aalener Nachbarverein KG Dewangen/Fachsenfeld: „Wir haben alle Ringer unter Dach und Fach für die kommende Saison, so früh wie nie“, sagt Jens Scholz, Sportlicher Leiter der KG. Wobei Martina Göhringer betont, nicht wildern zu wollen bei den Nachbarn: „So soll’s nicht sein.“
Vielleicht bleiben ja doch wenige alte Gesichter aus dem Bundesliga-Team dabei. Die Neustrukturierung der Bundesliga, die künftig 21 Teams haben wird, hat den Markt stark durcheinandergewirbelt. Und zwei Ausländer pro Kampf sind auch in der Verbandsliga erlaubt.
Kommt irgendwann die „KG Ostalb“?
Die KG Dewangen/Fachsenfeld gibt es inzwischen seit 10 Jahren. Dass die beiden Ringer-Abteilungen ihre Kräfte bündeln, hat sich bewährt.
KG setzt auf Eigengewächse: Nach dem Abstieg aus der Regionalliga will die KG in der kommenden Saison in der Oberliga fast ausschließlich mit eigenen Leuten ringen. „Wir wollen fast ohne Ausländer auskommen“, sagt Bernd Kurz, der stellvertretende Abteilungsleiter aus Fachsenfeld. Weil dafür Sportler aus der Zweiten Mannschaft aufrücken, hat die KG diese aus der Landesliga (in die Bezirksklasse) zurückgezogen.
KG plus KSV? Wo zwei erfolgreich kooperieren, könnten es auch drei sein? Mittelfristig durchaus möglich, sowohl bei der KG als auch dem KSV Aalen gibt man sich offen. Bernd Kurz: „Die Idee ist schon ein paar Jahre alt, es gab auch mal Vorgespräche.“ Aber nichts Konkretes. „Es könnte ein Thema werden in den nächsten Jahren. Aber bei uns gibt’s da absolut keine Dringlichkeit – wir sind gut aufgestellt.“ mü